Das hat neue Dimensionen
Vor Weihnachten war bundesweit Razzia gegen Reichsbürger. Seither wissen wir: Es gibt in Deutschland tausende Menschen, die sich professionell organisieren —weil sie unsere Demokratie bekämpfen und beenden wollen. Auch wenn derzeit viele andere Themen wichtig sind, Krisen unsere Kräfte und Aufmerksamkeit binden: Diesen Terrorismus dürfen wir nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Das sind nicht mehr einzelne Spinner. Das ist nicht der eine wunderliche Nachbar oder Onkel, von dem man weiß, dass er krudes Zeug redet. Hier wurde ein Netzwerk mit konkreten Plänen aufgedeckt. Militär-Angehörige und Waffenhändler.
Personen, die sich überall im Land per Unterschrift verpflichten, mit Gleichgesinnten den Umsturz zu realisieren.
Professionelle PR- und Desinformationskampagnen, die Wahrheiten und Werte in Frage stellen und das Klima vergiften. Parteien und Politiker, die all das vorantreiben. Nie war unsere Demokratie so in Gefahr.
Das treibt mich um. Als Jugendlicher hat mich fasziniert, wie Demokratie funktioniert. Was sie uns allen ermöglicht. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit! Wir haben keine Garantie, kein Abo. Man muss nicht weit ins Ausland schauen, um zu begreifen, wie schnell eine Demokratie Schaden nehmen kann, wenn es jemand darauf anlegt. Ich hoffe, dass die weiteren Ermittlungen viel bringen und zugleich deutlich machen, dass unsere Demokratie wehrhaft ist.
Was können wir selbst tun? Für unsere Demokratie einstehen. Das beginnt tatsächlich in unserem Alltag. Manches von dem, womit Demokratie vergiftet und beschädigt werden soll, ist bereits überall. Dieser Hang von Menschen, sich an einfache Erklärungen und einfache Lösungen zu halten – speziell, wenn Probleme komplex sind oder unlösbar. Corona hat das verschärft.
Hinter uns liegen Feiertage, Familienfeste, schöne Treffen mit Menschen. An vielen Tischen waren Sätze zu hören, bei denen man zusammenzuckt. Man entscheidet sich oft, nicht zu reagieren. Um des lieben Friedens willen oder weil es nichts bringt. Und ja: Man kann auch nicht in jedem einzelnen Fall die Debatte vom Zaun brechen. Oder Quellen von Informationen hinterfragen oder widerlegen. Aber wir sollten es auch nicht immer bleiben lassen. Denn die Demokratie braucht uns. Es sind viele kleine Schritte nötig, damit wir gemeinsam verhindern, dass unsere Demokratie weiter ausgehöhlt wird.