364 Tage im Jahr
Der internationale Frauentag am 8. März ist vorbei. Ein bisschen ist es wie mit Muttertag. Einen Tag lang gibt es Blumen, schöne Worte und Aufmerksamkeit. „Und dann ist wieder 364 Tage Vatertag“, wird gern gespottet. Ja, leider. Auch die Gleichberechtigung von Frauen scheint übers Jahr keine Priorität zu haben.
Was genau lässt uns als Gesellschaft diesen überfälligen Wandel so verhunzen? Darüber gibt es schon viel Kluges zu lesen. Papier ist geduldig. Die Praxis ist einfach nur frustrierend. Gender Pay Gap. Renten. Und „Die Hälfte der Macht“? Haben Frauen eigentlich auch noch nirgends.
Im Moment machen wir sogar Rückschritte. Weil wir die Kinderbetreuung nicht aufrechterhalten können. Landauf, landab werden in diesen Monaten die Angebote reduziert. Es geht ja nicht anders: Überall fehlen Erzieherinnen und Erzieher. Wir als Gesellschaft haben ein massives Fachkraft-Problem. Und die Rechnung? Zahlen ganz oft Frauen. Die ihre Arbeitszeit reduzieren, um die Kinder früher abzuholen. Die so überlastet sind, dass sie abwinken, wenn man ihnen Führungspositionen anbietet. Die in Politik, Vereinen und an vielen anderen Stellen unserer Gesellschaft etwas weniger sichtbar sein werden. Einfach weil ihnen Kräfte und Kapazitäten fehlen.
Patentrezepte gibt es nicht. Weder für die Not in der Kinderbetreuung. Noch dafür, dass immer noch viel zu viele Menschen denken, es sei normal, wenn Männer die Macht haben. Wenn Männer entscheiden. Dabei könnten wir längst begriffen haben: Eine männerdominierte Welt ist sowieso nicht die beste. Ergebnisse werden besser, wenn Frauen und Männer gemeinsam entscheiden. Und leider stimmt wohl auch das: Frauen werden besser leben, wenn Frauen dafür sorgen.
Politik ist keine Ausnahme. Vor 15 Jahren wurde im Stuttgarter Landtag noch gegrinst und getuschelt, wenn eine der wenigen weiblichen Abgeordneten zum Pult ging. „Kann eine Frau dieses Thema?“ Das hat sich geändert. Bei der nächsten Landtagswahl sollte sich noch mehr ändern. Wir haben das Landtagswahlrecht neu geregelt. Bisher haben andere Parteien oft formale Gründe geltend gemacht, dass sie fast nur Männer geschickt haben. Noch sind wir Grünen die einzigen, die aktiv dafür sorgen, dass Frauen die Hälfte der Macht haben. Mit dem neuen Wahlrecht hat jede Partei die Chance, dafür zu sorgen, dass Frauen in ihrer Fraktion gleichberechtigt sind. Dann gibt es keine Ausrede mehr.