Entlang der B 27 steht ein nagelneuer Solarpark. Mit 15.000 Modulen auf acht Hektar ziemlich beeindruckend. Binnen weniger Monate haben die Stadtwerke Tübingen und ihre Partner den neuen Solarpark Traufwiesen montiert. Derzeit werden Leitungen verlegt, ab Mai können die Module einspeisen. Jährlich sollen dort rund 8.800 Megawattstunden Strom erzeugt werden, genug für etwa 2.000 Vier-Personen-Haushalte. Unter den Modulen startet eine Pilzzucht, Schafe werden dort weiden.
Energiewende zum Anschauen – direkt vor den Toren Tübingens: Das gefällt mir ausgesprochen gut. Ein Zeichen der Zeit. Wir alle erleben gerade eine große Umstellung. Energie wird immer regionaler. Sie entsteht vor der Haustür. Entlang von täglichen Fahrtstrecken oder vertrauten Spazierwegen. Wir alle verbrauchen Energie. Nun können wir alle auch sehen, wo Energie entsteht.
Früher war etwas anderes normal. Strom kam von weit her, aus großen Kraftwerken, oft Kernkraftwerken. Die meisten Leute waren (heiliger Sankt Florian) froh, wenn diese Dinger 50 oder 100 Kilometer entfernt lagen. Klar: Solange man die dampfenden Türme nicht gesehen hat, konnte man besser verdrängen, dass sie Risiken bergen weit übers Sichtbare hinaus.
Wird heute ein Windpark geplant, werden Wünsche laut, die an die alten Zeiten erinnern: „Plant eure Windräder doch in der Nordsee oder auf der Schwäbischen Alb! Dort ist mehr Wind. Dort sind schon andere, da fallen sie weniger auf. Und dort stört es uns auch nicht so.“
Aber der Wandel kommt. Unser erklärtes Ziel ist es, Erzeugung von Energie möglichst gleichmäßig und flächendeckend zu verteilen. Überall im Land, auf zwei Prozent der Flächen. Das verteilt auch die Nachteile und Vorteile gerecht. Wir Grünen haben dafür gesorgt, dass in Baden-Württemberg jeder Regionalverband seine zwei Prozent ausweist. Und wir sorgen dafür, im Land und im Bund, dass Verfahren einfacher werden, Genehmigungen schneller kommen. Damit der Wandel wirklich voranschreitet.
Es spricht so vieles dafür. Je mehr Energie wir vor Ort erzeugen, desto weniger brauchen wir Strom-Trassen von Nord nach Süd. Die sind enorm teuer, und der Netz-Ausbau verzögert die ganze Energiewende. Umso mehr freue ich mich, wenn hier bei uns im Kreis die Nutzung von Sonne und Wind so gut vorankommt. Herzlich willkommen, Energiewende!