TÜBINGEN. Das Land will benachteiligte Kinder in Schulen stärker fördern. Dafür gibt es jetzt einen neuen Modellversuch: Einzelne Brennpunkt-Schulen bekommen mehr Geld für Personal oder zusätzliche Lerntherapeuten.
Das Schulamt Tübingen ist unter den drei Schulämtern, die für dieses Modellprojekt ausgewählt wurden. „Ich verspreche mir davon sehr viel“, sagt der Tübinger Landtagsabgeordnete der Grünen, Daniel Lede Abal. Er ist innerhalb seiner Fraktion für Migrations-Themen zuständig.
Klar ist: Kinder erleben immer mehr Ungerechtigkeit, auch in Baden-Württemberg. Der IQB-Bildungstrend hat es bestätigt: Die Schere geht immer weiter auseinander zwischen privilegierten Kindern einerseits und andererseits sozial benachteiligten Kindern und Kindern mit Zuwanderungshintergrund. Bildung ist also mehr denn je abhängig vom Elternhaus, von der sozialen Herkunft. Dem versucht die Grüne Landtagsfraktion nun entgegenzuwirken – mit einem Sozialindex, der regeln soll, wie Ressourcen verteilt werden.
Dieser neue Sozialindex soll dabei helfen, Brennpunkt-Schulen besser zu identifizieren. Ab dem kommenden Schuljahr 2023/2024 wird das Instrument eingesetzt. Anfangs nur in einigen Modellregionen: Hierfür wurden die Staatlichen Schulämter Biberach, Lörrach und Tübingen festgelegt. Wenn Schulen einen besonders hohen Indexwert haben, bekommen sie mehr Geld für Personal oder auch für eine Zusammenarbeit mit Lerntherapeuten. Laut Kultusministerium werden in den nächsten zwei Jahren rund 690.000 Euro pro Jahr an die drei Schulämter und von dort aus an die Schulen verteilt. Insgesamt hat das Ministerium für die Jahre 2023 und 2024 rund 1,1 Millionen Euro für den Modellversuch bereitgestellt.
Daniel Lede Abal hält das für eine ausgesprochen gute Sache: „Der Sozialindex ist ein Instrument für mehr Bildungsgerechtigkeit. Hier schauen wir besonders auf Schülerinnen und Schüler, die wegen ihrer Herkunft mit Benachteiligungen ringen. Unser Ziel ist es, dass sie in Zukunft häufiger einen höheren Bildungsabschluss erreichen können und sich die Anteile da endlich verschieben.“
Neu am Sozialindex ist, dass die Hilfen schon in der Grundschule ansetzen. Außerdem will der Sozialindex eine Basis dafür schaffen, dass ein landesweit einheitlicher Vergleich von Bildungsvoraussetzungen möglich wird. So will das Land dafür sorgen, dass die begrenzten Ressourcen wirklich dort zum Einsatz kommen, wo sie am meisten gebraucht werden und mehr beitragen können zu Bildungsgerechtigkeit.