Zukunftspläne mit Wasserstoff
Wie viele wissen, ist mein Nachname spanisch. Mein Vater kam aus Spanien nach Tübingen, um zu studieren. Er lernte hier meine Mutter kennen und blieb. Ende Juni waren meine Spanisch-Kenntnisse gefragter als sonst im Landtag. Wir waren dienstlich in Spanien. Das Präsidium des baden-württembergischen Landtags, in dem alle Fraktionen vertreten sind, unternimmt pro Legislaturperiode einmal (also etwa alle fünf Jahre) eine internationale Reise. Nun konnte ich erstmals unterwegs meine Vatersprache brauchen.
Typisch für solche Reisen: viel Programm, viele Gespräche. Diesmal haben mehrere Termine ein sehr aktuelles Thema beleuchtet – Wasserstoff. Wann immer es um Energieversorgung der Zukunft geht, spricht man über Wasserstoff, grünen Wasserstoff. Er soll das Medium sein, um regenerativ erzeugte Energien transportabel und lagerbar zu machen. Für Spanien könnte ein neues Zeitalter anbrechen. Etliche Landstriche dort eignen sich perfekt, um Energie aus Sonne und Wind zu gewinnen. Energie, die wir im Zentrum Europas hervorragend brauchen könnten – wenn die Technologien so weit sind. Dafür muss die Forschung noch Entwicklungssprünge machen.
Daran arbeitet man hier im Ländle und auch in Katalonien, zukünftig vielleicht auch gemeinsam. Auf dem Campus Diagonal-Besòs haben wir das katalanische Wasserstoff-Forschungszentrum besucht und über die aktuellen Projekte und Fortschritte diskutiert. Wo kann Wasserstoff eingesetzt werden? Wie lässt er sich in Produktionsprozesse integrieren?
Außerdem waren wir zu Gast bei einem Unternehmen, das sich auf den Transport von Erdgas spezialisiert hat. Nun will es eine eigene Logistik für Wasserstoff aufbauen. Es gibt Flächen, die dafür schon bereitstehen neben jenem Kai, wo derzeit Anlagen zur Verschiffung und Verarbeitung von Erdgas stehen. Vorschläge für Pipelines von Spanien nach Mitteluropa und Deutschland liegen auf dem Tisch.
Wir hatten auch Gespräche beim Arbeitgeberverband. Dort fiel mir auf: Firmenlenker in Spanien stehen klar zur Dekarbonisierung. Die muss kommen, so schnell wie möglich, sagen sie. Dafür und auch auf anderen Feldern wünschen sie sich eine engere Zusammenarbeit in Europa. Und ein stärkeres Europa, damit es nicht zerrieben wird zwischen China und den USA. Reisen bildet tatsächlich. Nicht zuletzt Netzwerke. (Und mein Spanisch ist weniger eingerostet, als ich dachte.)